Solarsiedlung Gelsenkirchen-Bismarck
Wohnen mit der Sonne
Zentral im Stadtgebiet von Gelsenkirchen, umgeben von einer Grünzone, im Umfeld der ehemaligen Steinkohlezeche Consolidation, steht auf einer Fläche von 38.000m² die Solarsiedlung mit ihren 71 Reihenhäusern. Als erste Solarsiedlung des Ruhrgebietes wurde sie im Rahmen des Förderprogramms "50 Solarsiedlungen in NRW" von zwei verschiedenen Bauträgern errichtet.
Ausgangspunkt für dieses Bauprojekt war der Aufruf im Frühjahr 1997 dreier Ministerien des Landes NRW an die Kommunen zum Bau von 50 Solarsiedlungen. Das Leitprojekt der Landesinitiative Zukunftsenergien NRW (www.50-solarsiedlungen.de) soll die Möglichkeiten der Solarenergienutzung für die Wärme- und Stromversorgung von Gebäuden auf Siedlungsebene nicht nur demonstrieren, sondern solares Bauen weiter fördern und die Markteinführung auf breiter Ebene unterstützen. Eine interdisziplinär zusammengesetzte Auswahlkommission beurteilt die eingereichten Vorschläge auf die angestrebte Qualität und Zielsetzung und verleiht den Status "Solarsiedlung" erst nach eingehender Prüfung. Die Evaluierung der Solarsiedlung Gelsenkirchen-Bismarck erfolgte in Zusammenarbeit mit dem TÜV Rheinland.Das Energiekonzept
Im nördlichen Bereich der Siedlungsfläche baute die Firma Bau und Grund aus Gelsenkirchen 49 unterkellerte Massivhäuser mit giebelständigen Satteldächern, im südlichen Bereich errichtete die Firma Interboden aus Ratingen 22 überwiegend nicht unterkellerte Häuser mit Pultdächern in Holzrahmenbauweise. Diese architektonische Zweiteilung des Wohngebietes besteht auch in der Art und Weise der Energieversorgung: Im Nordteil erfolgt die Strom- und Wärmeerzeugung für jedes Haus dezentral. Im Südteil werden die Reihenhäuser gruppenweise im Rahmen eines Nahwärme-Contractings durch den regionalen Energieversorger Emscher-Lippe-Energie GmbH (ELE) mit Energie versorgt.
Die 49 Massivhäuser des nördlichen Bauabschnitts verfügen über 5m² dachintegrierte Solarkollektoren und PV-Module mit einer Gesamteistung von 1,5 kW(p). Alle Häuser werden einzeln versorgt. Eine zusätzliche Versorgung mit Wärme erfolgt durch einen dezentralen Gas-Brennwertkessel. Ca. 60% des Warmwasserbedarfes werden über die solarthermischen Anlagen gedeckt. Das so von der Sonne erhitzte Wasser wird in einem Warmwasserspeicher mit einem Volumen von 290 l gespeichert. Die 22 Häuser des südlichen Bauabschnitts in Holzrahmenbauweise besitzen über den Südfenstern ebenfalls 5m² Kollektorfläche, hier zusätzlich als Verschattungselemente angebracht. Die PV-Module mit einer Gesamtleistung von 1kW(p) je Haus sind über den Fenstern montiert und auch auf den Gründächern aufgeständert. Im Gegensatz zu den Häusern des nördlichen Bauabschnitts, erfolgt die Energieversorgung in Gruppen von 5 bis 10 Häusern durch Kopfstationen. In diesen Kopfstationen befindet sich ein Gas-Brennwertkessel und ein großer Warmwasserspeicher (1500-2250 l), indem das von der Sonne erhitzte Wasser gespeichert wird. Errichter, Betreiber und Eigentümer der Kopfstationen ist die Emscher Lippe Energie GmbH (ELE). Als Contractor rechnet sie die zusätzlich erbrachten Energiedienstleistungen, die vor allem im Winter als zusätzliche Heizenergie benötigt werden, direkt mit den Hausbesitzern ab. Jedes Haus in der Siedlung verfügt wie bereits erwähnt neben der thermischen Solaranlage auch über eine Photovoltaik-Anlage. Eine solche Anlage besteht aus Solarzellen, die das Licht direkt in Strom umwandeln. Das Sonnenlicht setzt dabei in Silizium, einem Halbleitermaterial, Elektronen frei, die den Stromfluss erzeugen. Der so erzeugte Gleichstrom wird in der Südsiedlung von mehreren Häusern über einen Wechselrichter in der entsprechenden Kopfstation in das Stromnetz des örtlichen Energieversorgers ELE eingespeist und vergütet. In der Nordsiedlung verfügt jedes Haus über einen eigenen Wechselrichter. Hier wird der erzeugte Strom ebenfalls ins Versorgungsnetz der ELE eingespeist und entsprechend vergütet. Die Menge des eingespeisten Stromes wird über einen zusätzlichen, beglaubigten Zähler erfasst. Die Belüftung der Häuser erfolgt über ein mechanisches Entlüftungssystem mit und ohne Wärmerückgewinnung. Ein 4-stufiger Ventilator der Lüftungsanlage saugt verbrauchte Luft ab und Frischluft strömt über Ventile in den Außenwänden kontrolliert nach. Der Nachweis der Gebäudedichtigkeit erfolgte über Blower-Door-Tests.Kosten und Förderung
Die Preise für die schlüsselfertigen Häuser lagen umgerechnet zwischen 170.000 DM und 240.000 DM. Die PV- und solarthermischen Anlagen wurden mit ca. 353.000 DM und die solar-passive Bauweise mit ca. 82.000 DM durch das Ministerium für Bauen und Wohnen NRW gefördert (REN-Breitenförderung). Die PV- bzw. solarthermischen Anlagen wurden zusätzlich noch mit 1.020 DM je Anlage durch die ELE Emscher Lippe Energie GmbH gefördert.