Sonnensiedlung Gelsenkirchen , Bramkampstraße

Die Solarsiedlung Bramkampstraße liegt zentral im Stadtgebiet von Gelsenkirchen, eingebettet in der Grünzone von Gelsenkirchen - Bismarck. Wichtige Einrichtungen (Kindergarten, Schulen, Spiel- und Sportanlagen, Einkaufsmöglichkeiten) sind zu Fuß erreichbar Für Fahrten ohne Auto z.B. in die City nach Gelsenkirchen steht die U-Bahn zur Verfügung. Die Haltestelle "Bergwerk Consolidation" ist nur 100 Meter entfernt. Die Linie 301 fährt alle 10 Minuten und ist innerhalb von 10 Minuten in der Innenstadt.

Ein Solarhaus der Interboden Innovative Lebenswelten GmbH & Co. KG bietet für seine Bewohner folgende Vorteile:

1. Geschäfte, U-Bahn, Sportplatz, Kindergarten und Schulen befinden sich in der Umgebung.

2. Auf die Verwendung von Tropenhölzern, bedenklichen Baustoffen usw. wurde verzichtet.

3. Durch optimierte Ausrichtung der Häuser trägt die Sonne zur Beheizung der Gebäude, zur Warmwasserbereitung und zur Stromproduktion bei. Diese Tatsache, verbunden mit der guten Wärmedämmung, macht es möglich, in den Übergangszeiten im Frühjahr und im Herbst teilweise auf die Heizung verzichten zu können. Dadurch verringern sich die Nebenkosten ganz entscheidend. Bei zukünftigen Energiepreissteigerungen, z.B. durch Steuern, erhöht sich die Einsparung gegenüber einem konventionellen Haus zusätzlich, da die Mehrkosten deutlich geringer ausfallen.

4. Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleituntersuchung wurden kontinuierlich Energie- und Wasserverbräuche gemessen und den Hausbewohnern zur Verfügung gestellt. Neueste Tipps und Tricks, um den Energieverbrauch weiter zu senken ohne dabei auf Komfort verzichten zu müssen, wurden weitergegeben.

5. Komfortgewinn durch hohen Dämmstandard, Luftdichtigkeit und Lüftungsanlage.

Im südlichen Bereich der Siedlung erstellte der Ratinger Bauträger Interboden überwiegend nicht unterkellerte Häuser mit begrünten Pultdächern in Holzständerwerksbauweise. Zwei unterschiedliche Haustypen mit Achsbreiten von 4,90 m und 5,50 m wurden errichtet. Der Wandaufbau der Holzständerwerkswände setzt sich von innen nach außen, wie folgt, zusammen:


° 12,5 mm Gipskartonplatte

° 13,0 mm Spannplatte

° 0,2 mm PE-Folie

° 20 mm Luftzwischenraum

° 140 mm Mineralfaserdämmung WL 040

° 160 mm Holzständerwerk

° 13 mm Spanplatte

° 40 mm Hartschaumdämmung WLG 035

° 10 mm Putz


Der genannte Wandaufbau erreicht je nach Himmelsrichtung k-Werte von ca. 0,2 W/m²K.

Die aktive Nutzung der Solarenergie erfolgt durch thermische Solaranlagen und Photovoltaikanlagen. Ende der 90er Jahre waren diese Technologien noch nicht sehr weit verbreitet, was aber durch ein entsprechendes Engagement der Bundesregierung (Erneuerbare-Energien-Gestz) nachhaltig verändert werden sollte. Insofern war der Vertrieb der 22 Häuser des ersten Bauabschnittes, die zudem noch in Holzbauweise errichtet wurden, eine echte Herausforderung für den Bauträger. Dazu kam die Tatsache, dass Änderungswünsche der Erwerber nur unter Berücksichtigung kostenintensiver Konstruktionsänderungen durchführbar waren. Der lokale Bauträger Bau+Grund, der den Nordteil der Siedlung mit Niedrigenergie-Massivhäusern errichtete, hatte es im Vergleich zu dem innovativen Konzept mit Niedrigenergieholzhäusern ungleich leichter, schnelle Verkaufserfolge vorzuweisen. Daher wurde für den zweiten Bauabschnitt im Südteil der Siedlung seitens des Bauträgers die populäre Massivbauweise geplant, die sich aber insofern von den Massivhäusern des Nordteils unterscheiden sollte, als dass die restlichen 19 Häuser als Massivhäuser in Passivbauweise errichtet werden sollten.

Die Änderungen gegenüber dem Niedrigenergiehaus aus dem ersten Bauabschnitt stellen sich wie folgt dar:


° Prüfung der Realisierung passiv-solarer Häuser gem. Planungsleitfaden

° Massivbauweise statt Holzkonstruktion

° Verbreiterung des Achsmaßes von 4,92 m auf 5,85 m bzw. 5,72 m

° Entfall je eines Hauses je Baufeld

° Flexible Grundrißgestaltung, Wohnflächen bis 140 qm

° Dachterrassen nach Süden ausgerichtet

° Kostengünstige Umsetzung der Erwerberwünsche auch während der Bauphase


Bei den Häusern im ersten Bauabschnittes handelt es sich um Niedrigenergiehäuser. Sie haben mindestens einen um 25% geringeren Heizwärmebedarf, als es nach den geltenden Bestimmungen der Wärmeschutzverordnung von 1995 (WSchVo95) vorgeschrieben ist. Als Kenngröße wird hier die Energiekennzahl für Heizenergie verwendet. Ein Haus, das nach der Wärmeschutzverordnung von 1984 gebaut wurde, hat eine durchschnittliche Energiezahl von 150-180 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr (kWh/m²a). Dieser Wert bezieht sich auf einen m² beheizten Wohnraums. Bei einem Niedrigenergiehaus liegt dieser Wert bei höchstens 70 kWh/m²a, d.h. um mehr als die Hälfte darunter. Für die Häuser in der Solarsiedlung wurde ein Durchschnittswert von ca. 40kWh/m² errechnet.

Die Häuserzeilen im Südteil der Siedlung werden jeweils von einer separaten Kopfstation versorgt. An den Fassaden der einzelnen Häuser sind Fotovoltaikanlagen und solarthermische Anlagen zur Brauchwassererwärmung als Verschattungselemente installiert. Die von den Solarkollektoren erzeugte Wärme wird in den Kopfstationen (Energiezentralen) zusammengeführt und zur Brauchwassererwärmung genutzt. Die Heizenergie wird von einer zentralen Gasheizung je Block bereitgestellt. Heizenergie und Brauchwarmwasser werden von den Energiezentralen zu den zugehörigen Häusern verteilt. Der von den PV-Anlagen erzeugte Strom wird direkt ins Netz des Energieversorgungsunternehmens ELE eingespeist.

Der vorhandene Wall entlang der Bramkampstraße wurde lediglich an einer Stelle für die West-Ost-Verbindung Laarstraße/Bramkampstraße durchstoßen. Alle anderen vorhandenen Bepflanzungen wurden erhalten. Des Weiteren wurde im Bereich der Siedlung eine gestaltete offene Mulde zur Regenwasserversickerung aller Gebäude angelegt. Das Regenwasser der Häuser wird über geschlossene Regenwasserkanäle der offenen Mulde zugeführt. Die den Häusern zugeordneten Garagen wurden alle parallel zu den Verkehrsflächen angeordnet. Alle Häuser der Fa. Interboden erhielten Pultdächer mit extensiver Begrünung.

Die Anordnung der Fußwege wurde so gewählt, dass einerseits die Siedlung von der Laarstraße aus entlang der Schule und Sportanlagen in Richtung Bismarck erreicht werden kann, andererseits von diesem Weg aus weitere Anbindungen an das Privatwegnetz der Solarsiedlung geschaffen wurden. Für den anfallenden Durchgangsverkehr und die Entlastung der Laarstraße wurde eine Verbindung im südlichen Bereich des Bebauungsplans von der Laarstraße in Richtung Bramkampstraße hergestellt. Somit besteht auch für die Ev. Gesamtschule eine relativ kurze Anbindung an die nahe gelegene U-Bahn-Station an der Marschallstraße.

Das Ziel der messtechnischen Untersuchungen im Betrieb, die im Herbst 2000 starteten und die zwei Jahre lang verfolgt wurden, war, die Energie- und Wasserverbräuche zu erfassen und die Einflussgrößen wie Außen- u. Raumtemperaturen zu dokumentieren. Ebenso sollten die interne Strom- und Brauchwassererwärmung gemessen werden. In Ergänzung zu den weiteren Kurzuntersuchungen während der Bauphase konnten folgende Parameter genau bestimmt werden:


° der tatsächlich existierende energietechnische Standard der Gebäude

° die Effektivität der Wärmeerzeugungsanlagen

° die Effektivität der Anlagen zur Solarenergienutzung

° das Betrieb- und Regelverhalten aller Systeme

° das Nutzerverhalten.


Die Errichtung der Häuser im Südteil der Solarsiedlung Gelsenkirchen Bismarck war aufgrund der verschiedenen Bauweisen und der ersten Erfahrungen mit der Solarenergie eine ganz besondere Herausforderung. Das positive Echo der Erwerber und der Öffentlichkeit, das weit über die Stadt Gelsenkirchen, das Land Nordrhein-Westfalen und die Grenzen Deutschlands hinaus geht, haben letztlich aber gezeigt, dass es sich für alle Beteiligten gelohnt hat, sich mit innovativen Konzepten zu beschäftigen und diese erfolgreich umzusetzen.