Erfahrungen Bewohnerinformation

Zielsetzung

Das Ziel der Bewohnerinformation war, ergänzend zu den Informationen seitens der Investoren, über die speziellen Technologien, die technischen Ausstattungen, das umwelt- und energiebewusste Verhalten sowie über Ziele, Vorgehensweisen und Ergebnisse des Begleitprojektes zu informieren.

Bewohnerversammlungen

Insgesamt wurden 4 Bewohnerversammlungen durchgeführt. Dabei hatte der erste im Dezember 1999 veranstaltete Informationsabend in der Evangelischen Gesamtschule Gelsenkirchen das Ziel, die Bewohner über die Grundlagen der Niedrigenergiebauweise und der Anlagentechnik zur Beheizung und aktiven Solarenergienutzung zu informieren. Es wurde ausreichend Zeit für Fragen und Diskussion eingeräumt. Ebenso sollten die Bewohner zur Mitarbeit im Projekt gewonnen werden.

Die Veranstaltung stieß auf sehr positive Resonanz. Sie wurde von ca. 60 Personen besucht. (Zu dieser Zeit waren 64 Häuser verkauft). Die Möglichkeit der Diskussion wurde rege wahrgenommen. Aus der Nordsiedlung erklärten sich spontan 12 Hausbesitzer bereit, an der intensiven Vermessung mit einer entsprechenden Verkabelung teilzunehmen. Begleitend wurde eine Ausstellung zum Thema "Standby-Verluste" an elektrischen Geräten durchgeführt.

Zwei weitere Invormationsveranstaltungen wurden am 20.10. und 21.10.2000, nach Nord- und Südhausbewohnern getrennt, angeboten. Die wesentlichen Themen wurden auf der Grundlage der Umfrageergebnisse definiert. Die Vorgehensweise, Themen und Referenten wurden vorab mit den Investoren erörtert und festgelegt. Dabei stand im Vordergrund, dass im wesentlichen Referenten vortragen sollten, die fachliche Arbeit in der Siedlung geleistet hatten (Beispiel: Blower Door Versuche). Im Dezember des Jahres 2001 wurde eine weitere Bewohnerversammlung durchgeführt, in der die ersten Ergebnisse der messtechnischen Evaluierungen dargestellt wurden.

Broschüre

Zu Beginn des Projekts wurde eine Broschüre erstellt, die die Hausbewohner mit Informationen zur Bauphysik der Häuser, Energiekennzahlen und über die aktiven Systeme zur Sonnenenergienutzung informierte. Ebenso wurden Anregungen zum energiebewussten Verhalten gegeben.

Solarbriefe, Verbrauchsspiegel

Beginnend im Dezember 2000 wurde den Bewohnern in regelmäßigen Zeitabständen ein sogenannter "Solarbrief" ausgehändigt. Auf 4 Seiten enthielten sie Informationen zum energiesparenden Verbrauchsverhalten oder Hinweise zu Quellen zu weitergehenden Informationen. Bestandteil des Solarbriefs (2-seitige Einlage) war ein Verbrauchsspiegel, mit dem die Hausbewohner über ihren Gasverbrauch zur Heizung bzw. den Heizenergieverbrauch, den Kalt- und Warmwasserverbrauch und den Stromverbrauch informiert wurden. Dies wurde vergleichend zu den Verbräuchen der anderen vergleichbaren Wohneinheiten der Siedlung dargestellt. Hierzu wurde eine spezifische Darstellung der Werte (Verbrauch/m², Verbrauch/Person) gewählt.

Die Ergebnisse aller Wohneinheiten waren anonymisiert, die jeweiligen Hausbesitzer bekamen die Nummer, mit der die eigenen Ergebnisse gekennzeichnet sind, persönlich mitgeteilt.

Bewertung der Bewohnerinformation aus Sicht des Projektkoordinators

Wie aus den Ergebnissen der sozio-ökologischen Begleituntersuchung ersichtlich ist, war das Informationsbedürfnis der Bewohner sehr hoch und wurde durch die Bauträger nur ungenügend befriedigt. Zu den hier gewählten Informationsformen (Broschüren, Solarbriefe, Verbrauchsspiegel, Informationsabende) gab es aus Sicht des Koordinators keine Alternativen. Mit den Broschüren/Solarbriefen wurden alle Bewohner gleichermaßen erreicht. Die hier erörterten Themen waren allerdings immer von allgemeinem Interesse und spiegelten nicht individuelle Problemlösungen und nicht den z.T. unterschiedlichen Wissens- und Bildungsstand der Bewohner wieder. Das gleiche galt auch für die Bewohnerveranstaltungen, die sich auf die am häufigsten benannten Problemkreise bezogen. Individuelle Beratungen wurden nicht angeboten. Aus den Erfahrungen der Begleitung, den geführten Telefonaten, Einzelgesprächen und den Bewohnerversammlungen wäre dies auch nicht anzuraten gewesen, da eine solche Beratung nur von den Bauträgern hätte organisiert werden können, und von den Bewohnern häufig der Versuch unternommen wurde, den Projektkoordinator und andere Projektteilnehmer für ihre Interessen, auch über die energietechnischen Fragen hinnaus, zu instrumentalisieren. Dies zeigte sich auch, wie oben beschrieben, in den Bewohnerveranstaltungen. Die persönlichen Kontakte mit den Bewohnern wurden nicht unter dem Gesichtspunkt von Beratungen geführt, sondern dienten der Informations- und Erfahrungsbeschaffung, um mit diesen Erkenntnissen im bilateralen Dialog mit den Bauträgern und Technikern technische Verbesserungen durchzusetzen. Diese Vorgehensweise des neutralen, problem- und technikorientierten Dialogs mit allen Interessengruppen (Bewohner, Investoren, Planern, Bauleitern, Handwerkern) hat sich als richtig erwiesen, da das gewünschte kooperative Handeln aller Gruppen nur durch die ausgewiesene und auch emotionale Neutralität des Projektkoordinators zu erreichen war. Hierbei war die Beauftragung des TÜV Rheinland mit diesen Koordinationsaufgaben, als eine ausgewiesene neutrale Institution, äußerst hilfreich.





















Wichtig war das Werkzeug des Verbrauchsspiegels, der den Bewohnern ihr persönliches Verbrauchsverhalten in Relation zu anderen Bewohnern in anonymisierter Form darstellte. Dies hat zu den meisten Nachfragen und zu detaillierten Diskussionen zum Verbrauchsverhalten geführt. Es wurde ein zum Teil sportlicher Ehrgeiz entwickelt, nicht die letzten Plätze des Bewohnerrankings zu belegen. Hierdurch wurde insbesondere die aktive Informationsbeschaffung gefördert.